Berlin war gerade wieder blockadefrei, aber in den Städten türmten sich noch die Schutthaufen zwischen den Ruinen. Vielerorts rief man zur Selbsthilfe auf und stellte auch in Bochum freiwilligen Enttrümmern als Gegenleistung das Grundstück für eine Kleinsiedlerstelle zur Verfügung. Nur gesunde, selbst bewusste und handwerklich geschulte Leute hatten die Möglichkeit dabei zu sein.
Auch kirchliche Stellen erkannten die große Gefahr der Verrohung und Verwahrlosung in den Not- und Elendsquartieren. Man versuchte zunächst auf karitativer Basis zu helfen.
Damals waren es Nikolaus Ehlen und sein Kreis, die eindringlich die Beseitigung dieser Missstände durch Schaffung von Familien gerechten Heimen auf eigenem Grund und Boden forderten.
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In allen Tageszeitungen und Bochumer Kirchen wurden die Siedlungswilligen aufgerufen sich zu melden.
Die erste Versammlung fand im Dezember 1949 in den Räumen der zum Teil zerstörten Bürgergesellschaft unter Leitung des geschäftsführenden Vorstandes statt.
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Im Frühjahr 1950 begann die praktische Arbeit. Aus organisatorischen Gründen wurden die Siedler im Laufe von 4 Monaten nach und nach zur Arbeit aufgerufen. Die große Hilfe waren die zur Verfügung gestellten Feldbahnloren und Gleise, sowie die als Schwedenspende bekannt gewordenen Maschinen zur Herstellung von Hohlblocksteinen aus Trümmerschutt.
Die Planung für die Gestaltung des Dorfes übernahm Stadtrat Hellrung. Architekt für die 2 verwendeten Haustypen war H. Bergmann.
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Am 17. 11. 1957 konnten sich dann alle Siedler und Ehefrauen als Eigentümer betrachten. Die Baugenossenschaft Langendreer unter Amtmann Stöhr als Bauträger hatte die Siedlerstellen durch das Amtsgericht Bochum den Siedlern übertragen. Dieser denkwürdige Tag wurde in einer kleinen Feier begangen.
Von vielen Besuchern wird auch heute noch der Gemeinschaftssinn des Dorfes bewundert und anerkannt. Es wird umgebaut und modernisiert. Der alte Siedlergeist ist in vielen Dingen noch lebendig. Es lässt sich gut leben im Dorf. Das familiengerechte Heim ist Wirklichkeit, die Gemeinschaft und der Vorstand sind aktiv.
Auszüge aus der Festschrift 1974
Quelle: www.sg-amschleipweg.de/Siedlung/geschichte.htm
»Die im Jahre 1948 gegründete Siedlergemeinschaft der Stadt Bonn e.V. hat vom ersten Tage an zu Dr. Nikolaus Ehlen, Sr. Paul Dahm, Josef Helbach und anderen Trägern des Siedlergedankens gute Kontakte gehabt. Oft waren sie als Vortragende und als Gäste in Bonn. Die ersten Vorsitzenden: Michael Abels, Hans Wehrhan, der leider zu früh verstorbene Hermann Lichtenberg und jetzt Waldemar Peulen waren und sind Vorbilder uneigennützigen Einsatzes für Idee des familiengerechten Heimes, ebenso wie alle anderen bisherigen Vorstandsmitglieder. Erwähnt sei jedoch ausdrücklich eine Siedlerfrau: Edith Stein, die 10 Jahre lang Schriftführerin war.
Bis zum 20-jährigen Bestehen im Jahre 1968 hatten 94 Siedler mit Hilfe der Siedlergemeinschaft ihre Häuser erstellt, rund 260 000 Stunden erbracht und rund 850.000 DM erarbeitet.«
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»In der Zeit des Aufbruchs ahnten die Wenigsten, dass sie einmal an einem der schönsten Punkte in Bonn wohnen würden, erstreckt sich dich hinter der Siedlung der von Jahr zu Jahr beliebter werdende Naturpark Kottenfrost.«
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»Eine ganze Generation ist nachgewachsen. Söhne, Töchter, Enkel und auch Käufer, die die attraktive Lage, vor allen Dingen auf dem Venusberg mit den Häusern Am Birkenbruch, Im Wurzelbusch und Im Sonnenwinkel, schätzen, haben die Siedlerhäuser übernommen.«
Auszüge aus einem Text von Günther Birken,
erschienen im RDS Journal 02/2003
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SG St. Michael Bottrop |
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Von dem damaligen Pfarrer der Gemeinde St. Michael, Ulrich Timpte, ging Ende der 1970-er Jahre der erste Impuls zur Besiedelung des Geländes um die Kirche aus. Über 300 Familien mit Kindern waren am Bau eines familiengerechten Heims in der Nachbarschaft der Kirche interessiert. Wie bei fast allen jungen Familien üblich, fehlten auch hier die für den Bau eines Hauses notwendigen Geldmittel. »Baut Euer Haus doch selbst und schafft Euch Eigentum, riet der damals engagierte Pastor.
Gesagt, getan, suchte man Möglichkeiten, in Selbsthilfe bzw. Gruppenselbsthilfe der Familie das Heim zu schaffen. Die neu gegründete Siedlergemeinschaft trat dem Ring Deutscher Siedler (RDS) e.V. bei und fand dort Rat und Tat. So konnte etwa ein Jahr später der erste von fünf Bauabschnitten mit Unterstützung der LEG NRW unter Bauleitung von Hans Pütz begonnen werden. Allein in den ersten zwei Jahren der Bauzeit arbeiteten die Siedler über 3.000 Stunden an ihren Häusern. Die Bauzeit war hart, aber es hat sich gelohnt. Je nach Haustyp wurde durch die Gruppenselbsthilfe 60.000 bis 100.000 DM eingespart.
Ein paar Jahre später standen 48 von den Bewohnern selbstgebaute Häuser, in der nun wunderschönen, verkehrsberuhigten, kinderfreundlichen Siedlung. Durch die gemeinsame Arbeit der Bauherren entstanden soziale Netzwerke, die weit über die Bauphase hinaus tragfähig waren und der Leben der Siedlung bis heute bestimmen. So werden in der Albrecht-Dürer-Straße Zusammengehörigkeitsgefühl und Nachbarschaftshilfe großgeschrieben.
Auszüge aus einem Text von H.-J. Schmid,
erschienen im RDS Journal 02/2005
anlässlich des 25. Jubiläums der SG St. Michael Bottrop
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SG St. Georg | Höhr-Grenzhausen |
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Jede Gedenkfeier einer Siedlergemeinschaft ist ein Jubiläum der Heimat im wahren Sinn des Wortes. Wer siedelt, sucht und findet Heimat und bewahrt sie für sich und seine Nachkommen. Aber nicht nur die Gegenwart und Zukunft, auch die Vergangenheit seines Siedlungsraumes findet sein Interesse.
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So stehen denn Eure Häuser und Gärten, Ihr Siedler der Siedlergemeinschaft »St. Georg«, auf den uralten Äckern, die durch den Schweiß, viel Mühe und Sorgen der Vorfahren durch die Jahrhunderte hindurch bearbeitet wurden. Wie ihnen »das große Stück« den Segen der Arbeit brachte, so möge Euch ein neues »Siedlerglück« den Frieden und stets Wohlergehen schenken!
Karl Koscielniaczyk
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SG Meerbusch-Osterrath |
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In der Gaststätte Tillmann-Görgesheide in Osterrath wurde am 14. Juni 1949 die SG Osterrath durch die bereits verstorbenen Herren Willi Heffungs, Otto Schmidt, Josef Bongards und Josef Jösch gegründet. 1954 trat die Gemeinschaft dem RDS e.V. bei. Die größte Schwierigkeit war damals, gleichermaßen wie heute, die Baulandbeschaffung. Es sollte bis 1952 dauern, bis endlich mit dem Bau der Siedlerhäuser begonnen werden konnte.
Die Jahre dazwischen wurden aber genutzt, um 12.000 Betonblocksteine für die Keller anzufertigen. Hier kam der Kiesgrubenbesitzer Heinz Schmitz den Siedlungswilligen entgegen, indem er ein in der Nähe der Kiesgrube liegendes Grundstück den Siedlern zur Fertigung und Lagerung der Kellersteine überließ und den Kiespreis halbierte.
Die Herstellung dieser Kellersteine dokumentierte der Gemeindeverwaltung, dass diese Männer und Frauen es ernst meinten mit ihrem Siedlungsvorhaben und sie bekamen dann doch noch ihr Bauland. Und das in solcher Nähe der gelagerten Blocksteine, so dass diese mit Handkarren transportiert werden konnten. Es wurde eine provisorische Straße angelegt und mit dem Ausschachten begonnen, Der gesamte Rohbau der Häuser wurde in Gruppenselbsthilfe erstellt. Die übrigen Arbeiten wurden dann von Unternehmen ausgeführt. So entstanden zwölf Einzel- und zwei Doppelhäuser, die im September 1954 bezogen werden konnten.
Auszüge aus einem Text von Anton Greger,
erschienen 1999 im RDS Journal anlässlich des 50. Bestehens der SG Meerbusch-Osterrath
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Siedlergemeinschaft Iserlohn |
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Der Anfang Siedlergemeinschaft Iserlohn 1949:
»Sparen ist´ne heikle Frage
Bei der heut´gen Wirtschaftslage;
Doch der echte Siedler spricht:
Ohne Sparen geht es nicht!
Jede Mark wird gutgeschrieben:
Konto Achtzehnhundertsieben!!!«
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Siedlergemeinschaft Duisburg 1947 e. V. |
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Als im Jahre 1947 die Siedlergemeinschaft gegründet wurde, war das für viele Familien ein Zeichen der Hoffnung. Weil in der schweren Nachkriegszeit an allen Ecken und Enden Not und Mangel herrschte, fand man sich zusammen, um ans Werk zu gehen und sich in gemeinsamer Arbeit, in Gruppenselbsthilfe, ein eigenes Heim zu schaffen.
Dankbar erinnern wir an die Männer und Frauen der ersten Stunde, durch deren Mut und Initiative der Grundstein für die Werthacker-Siedlung gelegt wurde. Viele Familien sind dadurch zu einem Familienheim, zu einem Stück Paradies, zu Lebensraum zur Entfaltung eines gesunden Familienlebens gekommen.
Erfreulich ist festzustellen, dass der Gemeinschaftsgeist der Gründerzeit in der Werthacker-Siedlung bis heute lebendig geblieben ist. Die Arbeit der Siedlergemeinschaft ist sowohl bei den Hilfen für den Einzelnen wie im Einsatz für die Interessen der Werthacker-Siedlung und bei geselligen Anlässen ein gutes Beispiel und ein Zeugnis für ein aktives Gemeinschaftsleben.
Wir sorgen dafür, dass der Siedlergemeinschaft auch zukünftig die Lebendigkeit erhalten bleibt, sich mit allen Kräften für die Förderung des Schutzes von Ehe und Familie, sowie der Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege, einzusetzen.
Wolfgang Stahl, Vorsitzender Siedlergemeinschaft Duisburg e. V.